Archiv

Finnland 2020: Architektur und Identität

Kann sich eine Gesellschaft über Design definieren?
Reise nach Südfinnland vom 26. Juli bis 2. August 2020

Design und Kultur, Architektur und Gesellschaft sind in Finnland eng miteinander verzahnt. Die Republik ist erst etwas über einhundert Jahre alt und kann eine große Vielfalt qualitativ hochwertiger Architektur aus dieser Zeit vorweisen. Viele Einheimische sind „stolz“ auf das finnische Design. Wir machen uns auf die Reise zu den Wurzeln und Spannungsfeldern von Identifikation mit Ästhetik und Politik.

An der geographischen Schnittstelle zwischen Westen und Osten, war Finnland bis zum Ende des 18. Jahrhunderts jahrhundertelang Teil des schwedischen Königreichs, später im 19. Jahrhundert ein autonomes Großfürstentum im russischen Zarenreich. Bereits in dieser Zeit erstarkte ein finnisches Nationalbewusstsein und führte letztendlich zur Unabhängigkeit im Jahre 1917. Finnland ist nicht nur politisch, sondern auch baulich, ein junges Land: weniger als 5% der heutigen Bestandsgebäude stammen aus der Zeit vor der Unabhängigkeit. Im Zuge der Bildung einer „Nationalidentität“ und des Aufbaus des Landes spielten Architektur und Design eine große Rolle und sind Markenzeichen und Exportprodukt geworden – die ersten Jahre der Unabhängigkeit trafen aufeinander mit dem Aufbruch der Architektur in die Moderne.

Finnland genießt seit der Unabhängigkeit ein immenses internationales Ansehen. Im vergangenen Jahr wurde Finnland zum „glücklichsten Land der Welt“ ernannt. In globalen Rankings bezüglich Bildung, Stabilität, Sicherheit, Gesundheit, Sauberkeit, Pressefreiheit, Technologie oder Investitionspotential befindet sich das Land stets unter den Top-Plätzen. Die starke Sozialdemokratie und der Aufbau eines sozialen Wohlfahrtsstaats haben bis heute Auswirkungen. Selbstverständlich blieb auch Finnland in den letzten Jahren von europäischen und globalen Phänomenen nicht verschont: als Auswirkung der Finanzkrise rutschte das Land in eine starke Rezession und die rechtspopulistische Partei „Perussuomalaiset“ erhielt bei den letzten Parlamentswahlen knapp 20% der Stimmen.

Welchen Anteil haben Architekt*innen und Planer*innen am Aufbau einer Nationalidentität oder eines „Nationalstils“? Inwiefern beeinflussen sich gesellschaftspolitische und ästhetisch-architektonische Entwicklungen in Finnland? Was ist heute noch wahr am finnischen „Designmythos“? Was lernen wir daraus für andere Regionen und Identitäten dieser Welt? Mit diesen und weiteren Fragen möchten wir uns in einem einwöchigen Reiseprogramm vor Ort beschäftigen. Unter anderem werden wir „Schlüsselgebäude“ und Ausstellungen besichtigen, uns mit gesellschaftlichen Stadtakteur*innen und Architekturtheoretiker*innen treffen, und einen Einblick in die alltäglichen Strukturen des Landes erhalten.

Was passiert auf der Reise?

Wichtiger Bestandteil unserer Reise werden Diskussionen innerhalb und außerhalb der Gruppe sein. Wir verstehen uns auf dieser Reise keinesfalls als Expert*innen, sondern laden Dich zu einer gemeinsamen Erfahrung, in der alle Themengebiete und Bedürfnisse gleichermaßen Raum finden sollen. Die ersten Programmtage werden wir in und um Helsinki verbringen, an einigen weiteren Tagen werden wir außerhalb der Hauptstadtregion weitere Ecken des Landes kennenlernen. Ein Großteil des Programms wird in englischer Sprache stattfinden, falls notwendig, sorgen wir für Finnisch-Übersetzungen.

Wer leitet die Reise?

Isabella und Korbi

Wir kennen uns vom Architekturstudium an der Aalto University in Finnland. Isabella ist mehrsprachig auf dem Land in der Nähe der finnischen Kleinstadt Porvoo aufgewachsen und studierte nebenbei Anthropologie. Korbi ist nach seinem Bachelor an der Bauhaus-Universität Weimar nach Helsinki gekommen und ist nebenbei als Bühnenbildner und Trainer in der politischen Bildung aktiv.

Wann findet die Reise statt?

26. Juli bis 2. August 2020 (8 Programmtage)

Deine An- und Abreise erfolgt individuell und wir geben Dir gerne Tipps zu den verschiedenen Reisemöglichkeiten und -zeiten per Schiff, Flugzeug, Zug oder Fernbus, ebenso zur Anreise mit Anderen aus der Reisegruppe.

Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass Du Deine Reisezeit in Finnland verlängerst: Wir laden Dich ein zur Spatial Interest-Klausurtagung vom 3. bis 5. August 2020 in einem Cottage, ca. 45 Minuten außerhalb von Helsinki. Dabei planen wir die Aktivitäten von Spatial Interest in 2021 und weiteren Jahren.

Wie viel muss ich zahlen?

Die genauen Reisekosten möchten wir mit Dir und der endgültigen Reisegruppe besprechen und hängen stark von Wünschen und Erwartungen ab. Insgesamt und mit allem drum und dran solltest Du um die 700€ einplanen.

  • Beitrag zur Reiseorganisation: 200€ (inkl. Eintrittsgelder, Führungen und Fahrtkosten vor Ort)
  • Übernachtung: 200€ (ca. 25€ pro Nacht in Hostelunterbringung)
  • Individuelle Anreise: 200€ (ca. 50-150€ je nach Transportweg/-mittel pro Richtung)
  • Verpflegung: 125€ (ca. 10-20€ pro Tag)

Hinweis zur aktuellen Lage der Coronaepidemie in Finnland

Derzeit wissen wir noch nicht, inwiefern diese Reise tatsächlich stattfinden kann. Finnland wurde selbstverständlich von der Ausbreitung des Coronavirus nicht verschont, jedoch hat die Regierung früh Maßnahmen ergriffen, sodass die Lage stets entspannter als in Mitteleuropa geblieben ist. Seit Mitte März gelten auch in Finnland Kontaktbeschränkungen und starke Einschränkungen des öffentlichen Lebens; die Infiziertenzahlen, als auch die Todesfälle, blieben jedoch verhältnismäßig niedrig. Am 4. Mai 2020 kündigte die Regierung eine schrittweise Öffnung des öffentlichen Lebens ab Mitte Mai an. Diese Maßnahmen können im englischsprachigen Nachrichten Portal des finnischen Rundfunks YLE nachgelesen werden. Derzeit sind jedoch weiterhin die Grenzen für Ausländer*innen geschlossen (vorerst zeitlich beschränkt bis 16. Juni 2020) und eine Einreise mit Quarantänebestimmungen verbunden; von diesen Umständen hängt maßgeblich ab, ob unsere Reise stattfinden kann.

Wie wir als Spatial Interest mit Reisen in Zeiten von Corona umgehen und warum wir trotzdem weiterplanen, erklären wir hier.

Kontakt

Interessens-Bekundung ist bis 10.6. bei Korbi möglich, verbindliche Anmeldungen bis 20.6.